so machst du dich sichtbar im Leben und zeigst dich mit deinen Bedürfnissen und Grenzen

So machst Du Dich sichtbar in Deinem Leben

Diese Postkarte habe ich vor vielen vielen Jahren entdeckt und sie hat mich sofort angesprochen. Bette Midler und dieser Spruch symbolisieren für mich Lebensfreude pur! Was, wenn ich morgen sterbe? Habe ich so gelebt, wie ich wollte? Für mich bedeutet es nicht, dass ich egoistisch nehme, was ich brauche, sondern, dass ich lebe und mir meine Sehnsüchte und Wünsche zugestehe, ich sie für mich und andere sichtbar mache. Dass ich nicht mit deren Erfüllung warte auf komfortablere Zeiten, sondern dass ich jetzt anfange zu leben. Jetzt. Sofort.

Lebenslust leben geht nicht im stillen Kämmerlein. Leben will sichtbar gelebt werden.
In diesem Artikel möchte ich Dich dazu ermutigen, Dich sichtbarer in Deinem Leben zu machen!

Aus meiner Praxis weiß ich, dass sich das Thema „unsichtbar sein“ oder “Bedürfnisse hinten anstellen“ durch den Alltag vieler Mütter zieht.

Vor allem als Mutter wird eine Frau schnell unsichtbar, da alle anderen Bedürfnisse wichtiger erscheinen: da wird erstmal gestillt, getröstet, ermutigt, gestreichelt, das Essen gekocht, die Brotdose gepackt, das Bad geputzt, dem Gatten zugehört….die Liste ist sehr lang und mit etwas Glück taucht dann doch irgendwann mal die Frage auf „wo bin ich eigentlich hier in diesem Haus? Was ist eigentlich mit meinen Bedürfnissen? Werden die eigentlich gesehen?“

Mit mehr Sichtbarkeit in Deinem Leben wirst Du merken, dass Du klarer wirst, ruhiger und entspannter. Deine Sichtbarkeit wird sich auch positiv auf Deine Familie auswirken. Besonders Kinder profitieren sehr davon! Du wirst merken, dass Konflikte nachlassen und Du besser bei Dir bleiben kannst.

Ursache der Unsichtbarkeit

Wenn Kinder die Erfahrung machen, dass ihre Grenze nicht geachtet wird (körperlich oder/und emotional), dann entscheiden sie sich meistens dafür, auf ihre Grenze, also ihre Integrität, zu verzichten, um die Beziehung zu den Eltern aufrecht erhalten zu können. 

Kinder sind abhängig von der Beziehung! Als Kind die eigene Sichtbarkeit aufzugeben ist total klug! Wichtiger als eigene Grenzen ist das Überleben und ohne Erwachsene kann das Kind körperlich und emotional nicht leben. 

Sich unsichtbar machen wurde also zur Überlebensstrategie!

Auswirkungen der Unsichtbarkeit

Das langfristige Problem entsteht, wenn das Kind erwachsen wird und dieses Muster beibehält. Es entscheidet sich auch als Erwachsene für die Beziehung und verzichtet auf die eigene Integrität. Solange ich mich als Erwachsene bewusst für die Beziehung entscheide und dabei auf meine Grenze verzichte, ist das auch völlig in Ordnung. Destruktiv für mich und für meine Beziehung wird es, wenn ich es unbewusst mache. Wenn es ein Muster bleibt.

3 Schritte in die Sichtbarkeit „Den eigenen Raum einnehmen: Wie man sich vor Konflikten und Ablehnung nicht mehr versteckt“

Du möchtest also deinen eigenen Raum einnehmen, und Dich nicht mehr verstecken, sondern sichtbar werden. Das ist ja bereits ein wunderbarer erster Schritt! Dann machen wir doch gleich weiter:

Vom Unsichtbarsein zur Selbstentfaltung: Ängste erkennen und überwinden

Nimm Dir jetzt ein Blatt Papier und schreib auf, in welchen Situationen Du das Gefühl hast, unsichtbar zu sein. Mach auf diesem Papier drei Spalten. In eine Spalte schreibst Du, um welche Situation es sich handelt, in eine kommt Dein Bedürfnis und in der letzten Spalte schreibst Du rein, was Dich daran hindert, Dich in diesem Moment selbst sichtbar zu machen. 

Diese Selbstreflektion ist ein erster Schritt zur Veränderung. Nur damit kannst Du herausfinden, welche Bedürfnisse Du hast und welche Ängste Dir im Weg stehen. 

Hier sind einige Gründe, die eigenen Bedürfnisse hinten an zu stellen:

  • Wunsch, Konflikte zu vermeiden
  • Angst vor Ablehnung
  • Angst, verlassen zu werden
  • Angst, zu enttäuschen
  • Wunsch nach andauernde Harmonie
  • Sorge, nicht akzeptiert zu werden, wenn ich eine festgefahrene Norm nicht mehr entspreche
  • Sorge, nicht verstanden zu werden
  • Angst, bewertet bzw. abgewertet zu werden
  • dahinter kann eine uralte Verlassensangst stecken

Es ist sehr gut, wenn Du Dir dessen bewusst wirst! 

Meistens stecken hinter all diesen Gründen ganz alte Ängste: nämlich die alten Erfahrungen, die Du wahrscheinlich als Kind gemacht hast, als man Dich eben nicht gesehen hat. 

Es kann auch eine uralte Verlassensangst dahinter stecken, die mit Deiner aktuellen Beziehung gar nichts zu tun hat. Wenn Du als Kind z.B. von einem Elternteil verlassen wurdest oder ein Elternteil das Verlassen immer wieder angedroht hat, dann hat sich diese Erfahrung wahrscheinlich so tief in Dein Nervensystem eingegraben, dass Du jede Wiederholung unbedingt vermeiden willst und Dich dafür sogar unsichtbar machst!

All diese Ängste sind also total verständlich, sie gehören aber meist in die Vergangenheit und sollten Deinen Alltag heute nicht mehr definieren.

Die Herausforderung besteht darin, sich dieser Ängste bewusst zu werden und Schritte zu unternehmen, um ihnen zu begegnen. 

Anerkennung und Selbstsorge:

Der zweite Schritt ist, dass Du diese Sorgen und Ängste anerkennst als Deine Realität und dass Du Dich dafür nicht verachtest oder abwertest. Sei bitte gnädig mit Dir! Im Moment stehst du halt genau da. 

Die Anerkennung der schwierigen Gefühle ist ein wichtiger Teil der Selbstfürsorge. Du nimmst Dich damit quasi selbst in den Arm und machst das, was Deine Eltern Dir damals, als Du es gebraucht hättest, nicht geben konnten. Als Du damals als Kind weintest, da hättest Du Eltern gebraucht, die Dich trösten, in dem sie einfach nur da sind und Dich in den Arm nehmen. Stattdessen sagten sie vielleicht „stell dich nicht so an“. 

Heute kannst Du diesen Part übernehmen und Dein inneres Kind in den Arm nehmen. Du bist nicht mehr abhängig davon, dass jemand anderes das für Dich tut. Du bist jetzt erwachsen und Du hast einen verletzten inneren Anteil, dem Du Anerkennung geben kannst. Dies ist ein sehr einfacher aber wichtiger Punkt der Selbstfürsorge und ein weiterer Schritt zur Heilung.

Kommunikation und Grenzen setzen:

Dein Umfeld kann nicht wissen, wie Deine Bedürfnisse und Grenzen sind. In meiner Praxis bin ich immer wieder erstaunt, wie häufig es vorkommt, dass Partner voneinander denken, das der andere das ja bereits wissen müsse. Dem ist aber nicht so!  In 90 % der Fälle sind die Partner sehr dankbar, wenn sie in der Beratung erfahren, was der Mann oder die Frau wirklich empfinden und was hinter der Unzufriedenheit steckt. Die meisten sind auch bereit, dem Partner oder der Partnerin entgegen zu kommen, sobald sie die wahrhaften Gefühle, Ängste und Bedürfnisse gehört haben.

Das Thema Kommunikation und das Thema Grenzen setzen, sind jedoch so groß, dass ich noch einen weiteren Artikel dazu schreiben werde.
Hier erst mal kurz gesagt:

  • Sei authentisch 
  • sei klar 
  • sei freundlich

Es reichen wenige Worte:

  • ich will oder ich will nicht
  • ich mag oder ich mag nicht
  • Ich brauche noch Zeit, darüber nachzudenken

Dein Umfeld weiß dann sofort, woran es bei dir ist. 

Ich gratuliere Dir, Du hast Dich gerade sichtbar gemacht!

Beispiel aus dem Alltag einer Beziehung:

Sarah hat einen stressige Woche hinter sich und ist erschöpft. Sie wünscht sich, am Wochenende einfach zu hause zu bleiben, um zu entspannen. Alex möchte gern mit Sarah am Wochenende seine Eltern besuchen. Sarah stimmt widerwillig zu, da sie Konflikte vermeiden möchte und nicht als egoistisch gelten will.

unbewusstes Muster: Sarah sagt zu und verzichtet auf ihre Bedürfnisse, um die Harmonie in der Beziehung zu bewahren (was wiederum ein innerer Konflikt ist). Vielleicht wird es ja trotzdem ein schöner Besuch. Wenn nicht, dann wird sie frustriert und unglücklich sein und vielleicht auch Alex die Schuld daran geben. 

bewusste Entscheidung: Sarah atmet kurz durch, macht sich ihren inneren Konflikt bewusst , entscheidet sich jedoch dafür im gewohnten Muster zu bleiben und geht mit. Wenn es jetzt kein gelungener Besuch wird, dann muss sie Alex nicht die Schuld geben, die Beziehung bleibt also unbelastet. Sie kann für ihre eigene Entscheidung die Verantwortung übernehmen und lernen, in Zukunft Nein zu sagen, wenn sie Nein sagen möchte.

gesunde Abgrenzung:  Sarah atmet kurz durch und teilt Alex mit, dass sie am Wochenende gern zu hause bleiben möchte. Wenn Alex sehr enttäuscht ist, dann hat sie dafür Verständnis, bleibt aber bei ihren Grenzen. Vielleicht entscheidet sie sich später noch, ihn doch zu begleiten. Oder auch nicht. 

Die positiven Auswirkungen deiner Sichtbarkeit

1. Stärkere Selbstwahrnehmung: Indem Du Dir Deine Grenzen und Bedürfnisse bewusst machst, entwickelst Du ein tieferes Verständnis für Deine eigene Persönlichkeit.

2. Verbesserte Kommunikation: Wenn Du Deine Grenzen offen mitteilst, schaffst Du Klarheit und förderst eine authentische und beziehungsfreundliche Kommunikation.

3. Gesündere Beziehungen: Das klare Ausdrücken Deiner Bedürfnisse ermöglicht eine tiefere Verbindung und fördert Vertrauen.

4. Selbstrespekt und Selbstwertgefühl: Durch das Setzen von klaren Grenzen stärkst Du Dein Selbstwertgefühl und erhältst den Respekt für Deine eigene Person.

5. Reduzierter Stress: Du reduzierst innere Konflikte, denn Stress entsteht, wenn Du JA sagst, obwohl Du NEIN sagen willst.

6. Effektivere Problemlösung: wenn du deine Bedürfnisse gut kommunizierst, dann wirst du mit deinem Gegenüber auch leichter zu einer gemeinsamen Lösung kommen.

7. Erhöhte Arbeitszufriedenheit: auch am Arbeitsplatz profitierst du davon, wenn du deine Bedürfnisse und Grenzen achtest und mitteilst.

8. Respektvolles Umfeld: Die offene Kommunikation über Deine Bedürfnisse schafft in Deiner Familie ein Umfeld, in dem jedes Familienmitglied Nein sagen darf und damit respektiert und gehört wird. Ihr werdet alle profitieren!

9. Besseres Zeitmanagement: Die Kenntnis Deiner eigenen Grenzen hilft Dir, Dich auf Deine Prioritäten zu konzentrieren und nicht mehr alles schaffen zu müssen. Allein das entspannt doch schon beim lesen, oder?

10. Persönliche Weiterentwicklung: Jedes Mal, wenn Du Deine Bedürfnisse mitteilst und Grenzen setzt, hast Du einen entscheidenden Schritt für Dein persönliches Wachstum getan! 

Ich gratuliere Dir auf Deinem Weg zu mehr Gelassenheit und Zufriedenheit!

„Ich will meinem Kind das Gefühl geben, gesehen zu werden, aber ich kann doch nicht alle Wünsche erfüllen!“

Die gute Nachricht: Du kannst Deinem Kind das Gefühl geben, es zu sehen OHNE seine Wünsche zu erfüllen! 

Natürlich haben Kinder viele Wünsche. Kinder brauchen aber keine Eltern, die alle Wünsche erfüllen. Kinder brauchen Eltern, die sie sehen in ihren Bedürfnissen, Gefühlen und auch Wünschen. Dafür ist aber wichtig, dass Du als Mutter weißt, was Du willst und was Du nicht willst. Du bist nicht der Satellit, der um sein Kind kreist, sondern Du bist der Leuchtturm, an dem sich Dein Kind orientieren kann.

Wenn Dein Kind z.B. Fortnite (ist das noch aktuell?) spielen möchte und Du ganz sicher weißt, dass Du das nicht möchtest, dann kannst Du ganz klar sagen „Ich möchte nicht, dass Du Fortnite spielst“ oder „ich erlaube Dir das erst, wenn Du X Jahre alt bist“.

Wahrscheinlich wird das bei Deinem Kind Frustration auslösen und das ist auch in Ordnung. Das wäre doch komisch, wenn Dein Kind ganz verständnisvoll sagen würde „Ach ja Mama, natürlich hast Du recht, das ist ja noch nichts für mein Alter.“ 

Nein, das kannst du wirklich nicht erwarten! 

Was Du erwarten kannst, ist Wut und vielleicht auch ein Türen knallen oder ein „doofe Mama“. Wenn das kommt, dann kannst Du froh sein, denn dann reagiert Dein Kind völlig normal! In dem Fall solltest Du auch nicht diskutieren und Dich begründen, sondern es einfach mit seinem Gefühl annehmen und akzeptieren. Du kannst den Ärger sehen, spiegeln und Du kannst sogar mit dem Ärger empathisch sein: „Ja ich verstehe, dass Du Dich so ärgerst. Es ist sicher schwer, weil Deine Freunde auch Fortnite spielen“. Und dann PUNKT!

Wenn Du Dein Herz aufmachst, dann kannst Du Dein Kind sehen und auch seine Wut annehmen. Und dann kann Dein Kind lernen, sich selbst zu regulieren, weil es durch Deine Ruhe und Dein Leuchtturm-Sein von Dir Co-reguliert wird. Denn das braucht es: Zu lernen, sich zu regulieren, wenn es wütend ist. 

Und das kann es nicht, wenn du alle Wünsche erfüllst und dann aber und dich dann aber ärgerst, weil du dich gerade wieder unsichtbar gemacht hast.

Eigenverantwortung

Das hab ich jetzt vielleicht etwas provokativ geschrieben: „Du hast Dich gerade unsichtbar gemacht.“ Aber das ist es.

Wenn du gesehen werden möchtest, dann ist es Deine Aufgabe, Dich sichtbar zu machen! 

Als ich das das erste Mal von meiner Ausbilderin Christine Ordnung gehört habe, war ich etwas empört. Sollten die anderen nicht auch darauf achten, mich zu sehen? Inzwischen weiß ich, was sie meinte. 

Ein Kind hat natürlich nicht die Verantwortung, sich sichtbar machen zu müssen. Und doch können es Kinder viel besser, als Erwachsene. Sie können es so lange, bis sie immer wieder resigniert feststellen, dass sie eben nicht von den Erwachsenen gesehen werden. Und dann stellt sich dieses Gefühl der Unsichtbarkeit ein, welches verbunden ist mit dem Gefühl, nichts an der eigenen Sichtbarkeit ändern zu können.

Wie gut, dass Du jetzt weißt, wie Du das als Erwachsene ändern kannst!

Zusammenfassung:

Es ist ein Prozess, sich selbst zu erlauben, sichtbar zu sein, auch wenn das bedeutet, dass nicht Jeder Deiner Meinung zustimmt oder Dich vollständig versteht.

Ermutige Dich selbst, Deine Bedürfnisse klar auszudrücken, auch wenn es unbequem sein mag. Die Kunst besteht darin, authentisch zu sein und sich bewusst zu entscheiden für oder gegen die Sichtbarkeit.

Indem du deine Unsichtbarkeit reflektierst und diese Ängste anerkennst oder sogar ansprichst, legst Du den Grundstein für eine bewusstere und erfüllendere Sichtbarkeit in deinem Privatleben und in der Familie. 

Es geht darum, den eigenen Raum einzunehmen, um damit authentische Verbindungen und eine ehrlichere und tiefere Beziehung zu schaffen.

Ich wünsche Dir für diesen Weg alles Gute! Wende Dich gern an mich, wenn Du Unterstützung brauchst und schreib mir gern einen Kommentar!

Folge mir auch auf Facebook oder Instagram, dort gebe ich regelmäßig Tipps, wie Du Deine Grenzen und Bedürfnisse leichter mitteilen kannst.

Mein persönliches Motto für das Jahr 2024 ist “da bin ich – schau mich an“. Ich habe hier einen Blog Artikel darüber geschrieben, was dieses Motto für mich bedeutet, wie ich mich bereits sichtbar mache und weiter machen werde. 

Deine

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