stürmische Nordsee bei Flut und Sonnenaufgang, Möwen fliegen flach

Überreizt und erschöpft: 5 Symptome, wie du ein überaktives Nervensystem erkennst

Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, ob dein Nervensystem überreizt ist? Bist du erschöpft, obwohl du genug geschlafen hast? Hast du das Gefühl, dass du keine Ruhe findest, obwohl du entspannen möchtest? Bist du schnell gereizt und reagierst hart auf deine Kinder? Hast du Schwierigkeiten mit der Verdauung?

Vielleicht merkst du ja all deine Symptome und kennst auch deine Schwierigkeiten im Alltag, bringst sie aber nicht in Verbindung mit deinem vegetativen Nervensystem?

Besonders als Mutter, wenn du viele Herausforderungen meistern musst oder wenn du chronisch erschöpft bist als Folge einer Krankheit, z. B., wenn du Long COVID hast, kann ein überreiztes Nervensystem eine enorme Belastung sein.

Unser Nervensystem reguliert viele Körperfunktionen. Es kann also sein, dass du somatische Symptome hast, die du gar nicht deinem Nervensystem zuschreibst. Du kannst aber Einfluss nehmen auf dein vegetatives Nervensystem und vielleicht durch seine Regulierung auch körperlich gesunden.

Besonders bei Trauma entsteht eine globale hohe Aktivierung im gesamten Körper. Diese Aktivierung setzt körperliche Reaktionen wie erhöhte Herzfrequenz, Muskelverspannungen und Atembeschwerden in Gang, die langfristig zu chronischen Beschwerden führen können.

Es lohnt sich auf jeden Fall, einen Blick dorthin zu werfen, denn auf dein Nervensystem kannst du Einfluss nehmen!

Chronische Müdigkeit und Erschöpfung

Dein Körper muss für dein Nervensystem und seine Aktivierung eine Menge Energie zur Verfügung stellen. Hormone fluten deinen Körper, damit du erfolgreich fliehen oder kämpfen kannst. Unser Körper ist so ausgelegt, dass wir dann aber auch fliehen und kämpfen. Wenn dein Kampf und deine Flucht innerhalb einer drei Zimmerwohnung stattfindet, dann reicht das nicht, um die Stresshormone wieder abzubauen. Der Dauerzustand der Aktivierung stresst den Körper und führt zu einer chronischen Müdigkeit und Erschöpfung.

Unterschied normale Müdigkeit und Erschöpfung durch ein überaktives Nervensystem

Du erkennst die Erschöpfung durch ein überaktives Nervensystem daran, dass du erschöpft bist, obwohl du ausreichend geschlafen hast. Normalerweise sollte man nach 7-9 Stunden ausgeruht aufwachen und Energie für den Tag haben. Wenn nicht, dann ist wahrscheinlich dein Nervensystem überreizt.

Mit Müdigkeit kann man ganz gut durch den Tag kommen und trotzdem seinen Aktivitäten nachgehen. Man ist dann halt müde. 
Mit Erschöpfung geht das nicht. Eine Erschöpfung bremst dich komplett aus. Ich habe selbst Long Covid und kann das inzwischen gut unterscheiden. Ich spüre meistens gut, ob ich einfach müde bin oder erschöpft. Die körperlichen Symptome sind anders.

Überaktives Nervensystem als eine Ursache von chronischer Erschöpfung

Wenn bei dir eine Erkrankung diagnostiziert wurde, welche mit chronischer Erschöpfung einhergeht wie z. B. ME/CFS oder LongCovid, dann kann auch hier ein (ich betone: EIN) Weg sein, das Nervensystem zu beruhigen, um weniger Energie zu verbrauchen.

Der Shutdown bei LongCovid und chronischer Erschöpfung ist im Grunde „nur“ der Versuch des Nervensystems, sich zu regulieren. Hier schafft es vom Parasympathikus nur der dorsale Teil (dorsaler Vagus), der quasi die Notbremse tritt, um die dauerhafte Übererregung zu beenden. Günstiger wäre es, wenn der ventrale Vagus, ebenfalls Teil des Paraympathikus, den Sympathikus einbremsen würde.

Das kannst du z. B. in meinem Kurs „Stressfrei durch Selbstregulation“ lernen. Auch das Internet bietet eine Vielzahl von Videos dazu. Ich empfehle trotzdem einen Kurs, denn mit persönlicher Anleitung ist vieles einfacher. Eine Gruppe zu erleben gibt ebenfalls ein gutes Gefühl: du bist nicht allein!

Schlafstörungen

Typische Schlafprobleme sind

  • die Schwierigkeit, abends zur Ruhe zu finden und einzuschlafen,
  • häufiges aufwachen, mit der verbundenen Schwierigkeit, wieder einzuschlafen
  • sowie ein unruhiger und aus diesem Grunde nicht erholsamer Schlaf.

Die Ursache einer Schlafstörung kann im Nervensystem liegen

Auch hier finden wir die Antwort in der Zeit, als wir noch in Höhlen lebten. Es war sehr wichtig, aufzuwachen, sobald Gefahr drohte. Nun leben wir zwar nicht mehr in Höhlen, haben aber trotzdem häufig das Gefühl, dass Gefahr droht. Warum denn nachts, wenn wir in einem Bett liegen, bei geschlossenen Fenstern und Türen?

Hier sind mögliche Erklärungen:

Betroffene haben viel Stress

Hier fällt es einfach schwer, abzuschalten. Der Geist arbeitet noch, und man unterliegt dem Irrglauben, dass es, dass man genau jetzt noch etwas tun bzw. eine Lösung finden muss, bevor man wirklich entspannen kann.

Übererregung des Nervensystems durch Traumata

Wer Übergriffe jeglicher Art erlebt hat, dessen Nervensystem ist höchstwahrscheinlich dysreguliert. Es muss auch im Hier und Heute immer noch aufpassen, dass nichts passiert. Besonders ausgeprägt ist das bei Menschen, die sexuellen Missbrauch oder Gewalt in der Kindheit erlebt haben.

Über-Aufmerksamkeit als Mutter

Das Baby ist da und schreit alle paar Stunden. Mütter bekommen mit der Geburt ein ausgeprägtes, sensibles Nervensystem mitgeliefert. Es ist überlebenswichtig, dass die Mutter das Baby hört. Im Laufe der Zeit braucht das Kind seine Mutter zwar nicht mehr so häufig, das Nervensystem der Mutter hat sich aber so daran gewöhnt, dass es ganz schwer ist, abzuschalten. Auch das ist ein sehr häufiges Phänomen!

Langfristige Folgen Schlafstörungen

Eine langfristige Schlafstörung und ein dysreguliertes autonomes Nervensystem bilden einen Teufelskreis, der deine körperliche und auch psychische Gesundheit erheblich beeinträchtigen kann. Es ist daher sehr wichtig, dass du auf die Signale deines Körpers achtest und rechtzeitig Maßnahmen ergreifst, um die Schlafstörung zu behandeln und dein Nervensystem zu beruhigen.

Maßnahmen gegen Schlafstörungen

Ich habe sehr gute Erfahrungen mit verschiedenen Entspannungstechniken gemacht (z. B. Atmen, Autogenes Training, Meditationen), die ich nachts anwende, wenn ich wieder einschlafen möchte. Dafür brauchst du aber ein Nervensystem, welches grundsätzlich in der Lage ist, sich zu regulieren.

Bist du tagsüber ausschließlich im Sympathikus unterwegs, wirst du ihn nachts nicht mit einer einfachen Übung ausbremsen können. Sorry – das ist die unbequeme Nachricht. Reine Selbsterkenntnis 😉.

Langfristig hat mir daher nur geholfen, dass ich meinen Parasympathikus auch tagsüber regelmäßig aktiviere, um mich zu regulieren. Mein Nervensystem ist grundsätzlich ruhiger und entspannter geworden, sodass es sich nachts genau daran erinnern und wieder einschlafen kann.

Verdauungsprobleme

Das vegetative Nervensystem reguliert unsere Verdauung.

Auch das ist ganz einfach zu erklären: wenn du kämpfen oder fliehen musst, dann stellt dein Körper deinen Extremitäten die Energie zur Verfügung, die er hat. Die Organe werden in diesen Stressmomenten schlechter versorgt. Daher führt ein dauerhafter Stresspegel häufig zu Verstopfungen. Akuter Stress wiederum kann eine plötzliche Stuhlentleerung verursachen. Unser Körper will sich entleeren, um auf der Flucht weniger Gewicht mit sich herumzuschleppen – er will Energie sparen.

Reizdarmsyndrom

Menschen, die ein extrem dysreguliertes Nervensystem haben –zum Beispiel aufgrund von einer Kombination aus Traumata sowie akuten oder gar chronischen Stresssituationen – haben häufig mit einem Reizdarmsyndrom zu tun.

 Beim Reizdarmsyndrom wechseln sich Verstopfung und Durchfall ab und sind nicht mehr kontrollierbar. Dies führt zu einer großen Belastung der Betroffenen und zu einer hohen Einschränkung der Lebensqualität.

Auch hier kann es helfen, sich Schritt für Schritt zu regulieren und zu lernen, sich wirklich zu entspannen.

Erhöhte Reizbarkeit und Nervosität

Eine permanente Überaktivierung des Nervensystems führt natürlich auch zu einer emotionalen Instabilität. Unsere Reaktionsbereitschaft ist sehr stark erhöht. Ist doch klar: Wer kann schon im Kampf oder Fluchtmodus in Beziehung gehen?

Beziehungen werden zur Nebensache: Es geht schließlich ums Überleben! 

Gefühle, wie zum Beispiel Angst, Nervosität oder Wut, werden viel schneller ausgelöst, wenn dein Nervensystem bereits aktiviert ist.

Stell dir eine Aktivierungstreppe vor mit 10 Stufen: Bist du eben erdig und ein Impuls zur Flucht kommt, dann steigst du eine Stufe höher. Stehst du aber bereits auf der zweiten Stufe der Treppe, dann führt eine einzelne Stufe dich bereits auf Stufe 3.

So ähnlich ist das mit der Aktivierung. Jede Stufe bedeutet, dass du etwas empfänglicher auf Reize reagierst – dein Nervensystem ist gespannt wie ein Flitzbogen.

Viele Betroffene halten es jahrelang durch, auf der oberen Leiter stehenzubleiben…. bis der Burnout sie zu Boden zwingt.

Damit es nicht dazu kommt, solltest du etwas tun, um diesen Teufelskreis aufzulösen. Auch hier verweise ich gern auf meinen Kurs zur Stressregulierung.

Herzklopfen und Atembeschwerden

Somatische Symptome einer Übererregung können sein:

  • Herzrasen
  • Enge in der Brust
  • flache Atmung
  • Atemaussetzer
  • starkes Herzklopfen

Dies kann dauerhaft latent vorhanden sein oder ganz plötzlich auftauchen in Verbindung mit Panikattacken.

Bitte kläre ALLE aufgeführten Symptome zuerst mit einem Arzt oder Ärztin, denn es kann immer auch eine körperliche Ursache dahinterstecken!

Eine Strategie zur Regulierung: Selbstbeobachtung und -reflexion.

  1. Frage dich mehrmals am Tag, auf welcher Stufe der Aktivierungstreppe du dich gerade befindest. 
  2. Finde heraus, woher du das weißt. Wie sagt dir dein Körper, dass du genau dort auf dieser Stufe bist? Ist es, weil du gerade den Atem anhältst? Oder die Fäuste ballst? Der Kiefer sich anspannt? Hier gibt es kein Richtig oder Falsch. Es kommt einzig darauf an, das wahrzunehmen, was gerade ist.
  3. Du wirst merken: allein durch die paar Minuten der Aufmerksamkeit auf deinen Körper förderst du deine Selbstwahrnehmung. Und Achtsamkeit mit sich selber ist der erste Schritt zur Regulierung. Vielleicht magst du mit mir achtsame Momente sammeln?

Ein wichtiger Hinweis zum Schluss.

  1. Nimm jedes deiner Symptome auf jeden Fall ernst! 
  2. Kläre immer erst ab, ob ein Symptom eine organische Ursache hat!
  3. Suche dir gegebenenfalls professionelle Hilfe durch einen Arzt/Ärztin, Heilpraktiker*in oder Therapeut*in.

In meinem Kurs „Stressfrei durch Selbstregulierung“ zeige ich Übungen, mit denen du dein Nervensystem in akuten Stresssituationen beruhigen und dich auch langfristig regulieren kannst. 

Schau auch gern hier:

Kennst du eines der oben genannten Symptome und wenn ja, was sind deine Strategien?

Schreib mir gern einen Kommentar!

Bis zum nächsten Mal,

Deine

Anke
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2 Kommentare zu „Überreizt und erschöpft: 5 Symptome, wie du ein überaktives Nervensystem erkennst“

  1. Hi Anke, der Artikel kommt genau richtig – ich lese sehr gerne deinen Newsletter :). Bin mega erschöpft seit Wochen und frage mich gerade warum, haha…
    Ich versuche in deinen Kurs zu kommen.
    Liebe Grüße, Isabel

    1. Liebe Isabel, ich freue mich sehr, dass du gern meinen Newsletter liest! Und ich freu mich, dich im Kurs zu sehen, sei herzlich willkommen! Ja, Erschöpfung ist anstrengend und darunter liegt häufig zu viel Energie i.S. von Anspannung. Mit den Übungen hast du dann etwas, um dein Anspannungsniveau zu senken.

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