Heute nehme ich das zweite Mal teil an der Blogparade von „Atemsinn“ Susanne Wagner. Sie lädt andere Blogger*innen ein, an jedem 8. des Monats, 8 mal 8sam zu sein und 8 Momente der intensiven Wahrnehmung zu sammeln.
Das finde ich ja toll! Achtsamkeit und Wahrnehmung sind wesentliche Bestandteile meiner therapeutischen Arbeit. Im Somatic Experiencing geht es ganz stark darum, sich im Hier und Jetzt zu spüren. Daher lade ich immer wieder meine Klient*innen ein, sich zu spüren und wahrzunehmen. Das ist gar nicht so einfach!
Gerne teile ich 8 achtsame Momente meines heutigen Tages mit dir.
Meine gesammelten Acht im Hier und Heute vom 08.06.24
Eins:
06.30 Uhr: Nach 7 Stunden Schlaf wache ich auf. Ich liege halb seitlich, habe einen klebrigen Geschmack im Mund, die Augen wollen sich nicht öffnen. Liegenbleiben ist keine Option: ich muss aufs Klo. Als ich doch irgendwann die Augen öffne, sehe ich, dass der Tag sich bereits Zugang zu meinen heiligen Hallen geschaffen hat. Okay, jetzt werden Grundbedürfnisse befriedigt: ich geh auf Toilette und trinke ein großes Glas Wasser.
Zwei:
08.00 Uhr: An einem Samstag früh aufzustehen ist herrlich! Der Morgen gehört mir ganz allein. Bevor ich Yoga mache, genieße ich meinen Tulsi Tee. Feuchtwarmer Dunst kommt mir entgegen, meine linke Hand spürt die heiße Tasse, meine rechte Hand nicht – der Henkel isoliert gut. Der Tee ist so heiß, dass ich das Kraut nicht schmecken kann. Von Genießen des Tees kann noch keine Rede sein. Und doch: ich genieße. Ich genieße den Moment. Es ist mein Moment. Ich spüre meine Füße in der Sonne. Sie steht rechts von mir und wärmt meine rechte Seite. Ich schaue auf die grüne Pracht unseres Walnussbaumes – er hat wieder ausgetrieben. (s. auch #8sammeln am 08.05.24)
Drei:
11.50 Uhr: Mein Gehör schreit um Hilfe: gleich zwei Nachbarn sind dem Mähdruck des Wochenendes unterlegen und müssen mit ihren Maschinen das Grün und das darin lebende Getier vernichten. Bleibt für Vogel und Igel auch nichts mehr übrig. Pech gehabt. Es brummt, es dröhnt, es kracht – es entsteht eine Graswüste.
Die Ruhe des Wochenendes ist dahin, bevor es richtig anfängt. Mein Hals wird eng, im Bauch rumort es. Ich schließe meine Fenster, um das Drama nicht mehr zu hören.
Vier:
13.45 Uhr: Die Johannisbeeren sind reif, die meisten schmecken bereits süß, manche Beeren sind noch säuerlich. Es zieht sich im Mund zusammen. Wenn ich auf die kleinen Kernchen beiße, dann wird es sauer-bitter und auf seltsame Art trocken.
Fünf:
15.30 Uhr: Ich liege auf dem Sofa, wir schauen eine Folge unserer momentanen Lieblingsserie. Ein wunderbares Gefühl der Schwere überkommt mich. Meine Beine sind so schwer, schwer wie Blei. Meine Augenlider ebenfalls. Ich sinke immer tiefer mit meinem Oberkörper, kann meine Augen nicht mehr offen halten und nicke ein.
Sechs:
16.20: Post einer entfernteren Nachbarin. Sie bedankt sich für die Beileidswünsche zum Tode ihres Mannes. Mein Herz zieht sich zusammen, ich spüre, wie die Tränen hochsteigen. Ihre Worte berühren mich. Ich kannte ihren Mann kaum, jedoch hat er mich sehr beeindruckt. Die beiden haben uns mal spontan eine Gartenführung gegeben. Es gab keinen Rasen: nur Natur mit verschlungenen Wegen, Sträuchern, Blüten, Beeren, Farnen, Bäumen, Sitzgelegenheiten. Es gab verschiedene Farben und Grüntöne, es gab Schatten und Lichtspiele der Sonnenstrahlen. Es war damals ein heißer Tag und in diesem Garten war es angenehm kühl.
Immer, wenn ich etwas in unserem Garten verändern möchte, denke ich an den Garten von Ehepaar R.
Sieben:
16.40 Uhr: Meine Tochter zeigt mir ein selbstgeschnittenes Video von ihren Meerschweinchen. Im Hintergrund traurige Musik. Eines der Schweinchen ist vor 14 und eines vor 3 Tagen gestorben. Wir weinen gemeinsam. Über manche Szenen müssen wir lachen. Ich spüre meine Verbundenheit mit ihr und denke daran, wie oft im Leben wir doch loslassen müssen. Und dass Freude und Trauer sehr eng beieinander sind. Ja: dass sie sich nicht ausschließen müssen, sondern nebeneinander da sein können.
Acht:
20.50 Uhr: Beine sind schon wieder schwer, Augenlider auch. Ich bin müde, erschöpft. Die Woche war so anstrengend, sie steckt noch in meinen Knochen.
Und du?
Schreib mir einen Kommentar, was du heute wahrgenommen hast! Ich bin schon ganz gespannt 😊.
Bis zum nächsten Mal,
Deine
Liebe Anke,
deine achtsamen Momente sind so wunderbar beschrieben, da bin ich direkt mit dabei.
Die Rasenmähergeräusche empfinde ich auch immer stressig, besonders wenn der Nachbar zu gefühlt unmöglichen Zeiten den Benzinmäher rausholt.
Und auch ich liebe wilde Naturgärten.
Die Trauerkarte von der Nachbarin ist sehr schön. Ich sehe darin bei allem Schmerz auch einen Neubeginn.
Es ist einfach emotional und traurig, wenn ein geliebtes Wesen gehen muss. Es ist schon ewig her, dass mein Meerschweinchen gestorben ist und dennoch kann ich die Gefühle dazu immer noch spüren.
Ich danke dir fürs Mitnehmen und freue mich schon auf die nächsten Acht.
Herzlichen Gruß, Birgit
Liebe Birgit, vielen Dank für deine lieben Worte! Dein Mitfühlen und Mitschwingen tut mir sehr gut. Ich freu mich auch schon auf die nächste Acht!
Herzliche Grüße, Anke